Dr. Renate Obud, Leiterin der Städtischen Galerie Villach, 2007

Das Schöpferische ist die ureigene Gestaltungskraft, die in jedem Menschen innewohnt und in besonderer Kraft und Eigenart in einem künstlerisch Schaffenden. Rupert Rebernig wählte für seine abstrakte Malerei jene Darstellungsweise, die vom Gefühl, der Eingebung, dem seelischen Erlebnis ausgeht, damit also von jener Richtung, welche Kandinsky, Baumeister und Hartung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertraten. „Um eine wahre und tiefe schöpferische Tätigkeit zu erreichen“, sagt er, „sind meiner Erkenntnis nach Demut, Arbeit und Geduld wichtig. In sich hinein hören, auf den Grund gehen und mit Demut fragen, was Gestalt annehmen möchte. Alles was vordergründig und spektakulär ist, darf meine Malerei nicht beeinflussen. Sie muss mir ein unverzichtbares inneres Bedürfnis sein.“ Bei Aufenthalten in den mediteranen Ländern sammelt Rupert Rebernig seine Eindrücke, welche dann als „farbige Stimmung und inspirierter Rhythmus“ in den Werken konzentriert und unmittelbar wieder auftauchen. Es sind die besondere Atmosphäre und das Licht – beispielsweise von Venedig – welche im Werk – verwandelt durch die innere Gestimmtheit des Malers – konkret werden. Seine Malerei basiert zwar auf der klassischen Farbenlehre eines J. W. Goethe, mehr noch auf der Formen- und Farbensprache eines Kandinsky und den Farbkompositionen eines Johannes Itten, sie ist jedoch vorrangig Emotion, einfühlsame Poesie. Sizilien, der Triester Karst, die morbide Schönheit und Melancholie Venedigs, das Licht und Farbenspiel der Lagune sind es, welche Rupert Rebernig immer wieder inspirieren. Die Wahl der Farben, die formale Komposition und ein dynamisch darüber gelegter gestischer Strich geben jedem Werk einen eigenen „inneren Klang“.

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